Sport1-Moderatorin Steffi Brungs ist DAS Gesicht der Sendung “Bundesliga Aktuell”. Die junge Moderatorin verleiht der Sendung mit ihrer Fachkompetenz und ihrer charmanten Art einen besonderen Glanz, der viele Fußballfans zum Einschalten bewegt.

Ein Jahr nach dem “Finale dahoam” in München blickt Fußball-Deutschland am Samstag gebannt nach London, wenn sich der FC Bayern München und Borussia Dortmund um die Krone im europäischen Vereinsfußball messen. Auch Steffi Brungs zählt die Stunden bis zum Finale im altehrwürdigen Wembley Stadium herunter.

Wie bereits vor einem Jahr spricht Steffi Brungs [+ Interview vom 19.05.2012] in einem exklusiven Interview mit mir über das deutsche Gigantenduell in der UEFA Champions League zwischen dem FCB und dem BVB. Viel Spaß beim Lesen…

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INTERVIEW

Chris Punnakkattu Daniel: Vielen Dank, dass du dir wieder ein wenig Zeit für dieses Interview nimmst. Auch letztes Jahr hatten wir kurz vor dem UEFA Champions League Finale in München das Vergnügen und nun, zwölf Monate später, sitzen wir wieder hier und können erneut über ein bevorstehende Finale sprechen. Und schon wieder kann sich Deutschland auf deutsche Beteiligung freuen – diesmal sogar in doppelt! Vielleicht sollten wir unser Interview zur Tradition werden lassen, wenn das jedes Jahr klappt! Wie ist es dir seit unserem letzten Interview ergangen?

Steffi Brungs: Ziemlich gut. Nur schade, dass die Saison jetzt schon wieder vorbei ist. Für mich persönlich war sie hoch emotional, besonders wenn ich an die ganzen Abschiede in den letzten Tagen denke. Mit Sir Alex, Becks und Heynckes verabschieden sich ja gleich drei großartige Menschen von der verrückten Fußball- bzw. Bundesligabühne. Da kullerten sogar bei mir ein paar Tränchen. Und hoch spannend war die Saison natürlich auch. In der Liga war die Tabellenspitze zwar schnell von den Bayern besetzt, dafür blieb es im Kampf um den Abstieg und um die Plätze in Europa bis zum letzten Spieltag ganz schön interessant. Das alles wird nun natürlich durch dieses deutsche Champions League Finale gekrönt. Wer hätte davon zur Zeit der CL-Gruppenphase schon geglaubt!?

Chris: Was geht dir ganz spontan durch den Kopf, wenn du dir vor Augen führst, dass wir am 25. Mai im legendären Wembley Stadion ein rein deutsches Champions League Finale erleben werden?

Steffi: Beeindruckend! Unfassbar! Wahnsinn! Sensation! Traum! Von Runde zu Runde habe ich meine Freunde und Kollegen immer wieder gefragt: Wann klingelt denn nun der Wecker?! Es ist einfach unglaublich, dass ausgerechnet zwei deutsche Teams im Champions League Finale im Wembley stehen und dann auch noch in dem Jahr in dem die FA 150-Jähriges Jubiläum feiert. Das muss den Engländern ganz schön weh tun…

Chris: Wie sehr bist du überrascht, dass wir dieses Jahr zwei deutsche Finalisten haben?

Steffi: Ich war mir mit der Gruppenphase schon sicher, dass es beide weit schaffen werden. Ich hab auch auf das Erreichen beider Teams der CL-Halbfinals gewettet. Aber als die ausgelost wurden, hatte ich ehrlicherweise ziemlichen Bammel. Ich hätte nicht gedacht, dass die Dortmunder und die Bayern sich da so gegen die Spanier durchsetzen und sogar am Ende beide im CL-Finale stehen. Demnach ist das eine ganz schöne Überraschung!

Chris: Es gibt viele Stimmen die sagen, dass mit Bayern München und Borussia Dortmund die zwei besten Teams der sich dem Ende neigenden Champions League Saison in Finale stehen. Würdest du dieser Meinung zustimmen? Was sagst du zu dieser Einschätzung?

Steffi: Darüber muss man sicherlich im Gegensatz zum vergangenen Jahr, wo ja viel über den Finaleinzug und den Titelgewinn von Chelsea gesprochen wurde, nicht diskutieren. Der BVB und die Bayern sind auch für mich ganz klar die beiden stärksten Teams dieser CL-Saison.

Die Bayern zwar mit dem einen oder anderen Aussetzer in der CL, aber eben mit dieser Rekordsaison in der Bundesliga. Das waren für mich ganz andere Bayern als noch im letzten Jahr. Das Auftreten, so selbstbewusst, fokussiert, erfolgshungrig und zwar als Team. Das hat sie diese Saison nahezu unschlagbar gemacht. Für mich stehen sie demnach völlig zu Recht als Meister da. Und wer es dann auch noch schafft den großen FC Barcelona so bloßzustellen, hat auch den CL-Finaleinzug mehr als verdient.

Genauso verdient steht der BVB im CL-Finale. Wenn ich daran denke, wie die Dortmunder sich in dieser Hammergruppe mit Real, ManCity und Ajax durchgesetzt haben, es dann auch noch halten konnten bis zum Halbfinal-Rückspiel ungeschlagen zu bleiben und sich natürlich auch mit viel Drama gegen Malaga und Madrid ins Finale gekämpft haben – da kriege ich noch mal Gänsehaut! Für mich sind die Dortmunder DAS Überraschungsteam dieser CL-Saison.

Chris: Nach den Halbfinalspielen überschlugen sich national und international die Reaktionen. Fans und Medien überschlugen sich mit Lobeshymnen und viele titelten sogar, dass die Bundesliga nun die beste Liga der Welt sei! Wie siehst du die Reaktionen und wie beurteilst du den Finaleinzug der deutschen Mannschaften – insbesondere unter Berücksichtigung der beschriebenen Reaktionen? Ist die Bundesliga die beste Liga der Welt?

Steffi: Noch ist die Bundesliga für mich persönlich nicht die beste Liga der Welt. Aber sie ist auf einem guten Weg dorthin. Die Lobeshymnen der weltweiten Medien haben sich die Bayern und der BVB stellvertretend für den deutschen Fußball hart erkämpft. Da darf man diese geballte Aufmerksamkeit natürlich auch mal genießen. Aber viele sprechen eben jetzt schon von einer deutschen Wachablösung und genau das halte ich für übertrieben. Eine Wachablösung ist für mich ein Prozess der länger dauert als nur eine, wenn auch sehr starke, Saison. Und so muss diese deutsche Dominanz in Europa bestehen und nicht einmalig bleiben. Den deutschen Teams, und eben nicht nur den Bayern, muss es auch in den kommenden Jahren gelingen da oben mitzuspielen und diese wichtigen Titel zu holen. Da müssen also in naher Zukunft weitere Titel sowohl auf Clubebene, als auch endlich auf Nationalmannschaftsebene folgen, um die Spanier da eben einzuholen.

Chris: Was bedeutet deiner Meinung nach dieses deutsche Finale zum einen für die Bundesliga und zum anderen für den deutschen Fußball im Allgemeinen?

Steffi: Ganz klar sorgt dieses deutsche CL-Finale für viel internationale Aufmerksamkeit. Dank dieser beiden Teams schaut die ganze Fußballwelt nun wieder verstärkt auf Deutschland, die Bundesliga und unsere Topclubs. Sowohl mit Neid, als auch mit viel Bewunderung und Respekt.

Chris: Was sind die Stärken und Schwächen der beiden Finalisten? Was hat sowohl den FCB als auch den BVB in dieser Saison ausgezeichnet?

Steffi: Die Bayern stehen für mich ganz klar für selbstbewussten Offensivfußball, dessen Stärken im Angriffs- und Positionsspiel liegen. Trotzdem haben die Bayern mit Mandzukic, Ribery, Müller und Robben vorne nicht nur Spieler die schnell und torgefährlich sind, sondern auch kollektiv verteidigen und nach hinten arbeiten. Das ist für mich momentan Bayerns größte Stärke. Als einzige Schwäche sehe gerade eigentlich nur die Psyche. Viele Schlüsselspieler wie Lahm, Müller und Schweinsteiger sind mit den beiden letzten Finalniederlagen vorbelastet. Ich bin gespannt, ob sie diese Last wirklich ausblenden können oder die Nerven wie im letzten Jahr dann doch versagen.

Der BVB hingegen steht für starken Konterfußball. Sie nutzen jeden Ballverlust des Gegners in der eigenen Hälfte, schaffen es häufig von der eigenen Hälfte bis zum Tor durchzudringen. Da sind sie gerade über die Flügelflitzer Reus und Kuba, sowie den schwer zu verteidigen Lewandowski, nicht so einfach aufzuhalten. Die Schwächen des BVB liegen dafür zum Teil in den Pässen und der Abwehr. Die Dortmunder setzen nämlich auf lange, riskante Pässe, bei denen es häufiger zu Fehlern kommt. Gerade Schmelzer kommt mit denen nicht immer zurecht. Das andere Problem sehe ich bei Hummels. Keine Frage ist er ein toller Spieler, aber manchmal lässt er sich zu sehr nach vorne locken, sodass er, als mit Abstand wichtigster Spieler, hinten fehlt.

Vom fußballerischen sehe ich damit die Bayern leicht vorne. Sie haben eben eine bockstarke Rekordsaison hinter sich mit konstanter Formkurve. Was die Psyche betrifft, sind aber die Dortmunder vorne. Sie haben keinen Druck, sind nicht vorbelastet. Sie werden sicherlich befreiter in dieses Finale gehen.

Chris: Welche Spieler sind auf beiden Seiten die Schlüsselspieler für den möglichen Titelgewinn. Oder anders gefragt: Welche Spieler müssen auf beiden Seiten über sich hinauswachsen um den Titel entweder nach München oder nach Dortmund zu holen?

Steffi: Auf Dortmunder Seite sind ganz sicher Lewandowski als Torgarant und Weidenfeller mit seiner Souveränität die absoluten Schlüsselspieler. Bei den Bayern ist es für mich Schweinsteiger als Mittelfeldregisseur und außerdem momentan auch Ribery mit seiner bestechend guten Form, in der er fast allein ein Spiel drehen kann. Er wäre sogar mein Favorit auf den Titel Weltfußballer 2013.

Chris: Der FC Bayern München hat es nun geschafft zum dritten Mal in den letzten vier Jahren das Finale der UEFA Champions League zu erreichen. Doch kein einziges Mal konnte der Titel errungen werden. Vor allem die Finalniederlage im “Finale dahoam” gegen den FC Chelsea sitzt tief und das Verlangen nach dem Titel ist umso größer. Wie schätzt du die Chancen des FC Bayern ein? Können sie das Finale gewinnen? Werden die Stacheln der Vergangenheit einen positiven Schub geben oder könnte der Druck zu groß werden?

Steffi: Meiner Meinung nach hat der FC Bayern auf jeden Fall mehr Druck. Sie haben eben diese Rekordsaison hinter sich, haben mehr Erfahrung im internationalen Geschäft und da auch schon bewiesen, dass sie in Europa ganz oben mitspielen können. Aber das entscheidende, nämlich der Titel, der fehlt noch. Und der muss nun echt her. Das sagt die Mannschaft selbst, das sagen die Fans, das sagt ganz Fußballdeutschland. Und das ist, glaube ich, mehr Druckmittel als Motivation. Man erwartet von den Bayern durch das alles eben viel mehr. Die Dortmunder sind ja erst in den letzten Jahren so gereift und sowieso schon viel weiter gekommen sind, als man gedacht hätte. Zusammenfassend: Die Bayern haben einiges zu verlieren. Die Dortmunder können gar nichts mehr verlieren. Die Superbayern MÜSSEN gewinnen. Die Dortmunder KÖNNEN gewinnen.

Chris: Das Finale in Wembley ist nicht nur ein Spiel zweier Ligarivalen, sondern auch das Treffen von zwei Trainergenerationen. Was zeichnet diese beiden Fußballehrer aus und wo liegen deren Stärken im Hinblick auf das Finale?

Steffi: Da treffen zwei Trainer aufeinander, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Da trifft der Paradekicker Heynckes auf den Pöhler Klopp. Der Altmeister auf den Entertainer.

Heynckes steht  für Erfahrung. Sowohl als Spieler, als auch als Trainer war er in der Bundesliga und in Europa erfolgreich. Er ist ein Stratege, der Ruhe ausstrahlt, stets mit Bedacht und extrem genau handelt. Er bleibt immer sachlich, aber dafür auch souverän, hat seine Gefühle immer im Griff und weiß auf seine Weise, wie man die Champions League gewinnt. Das hat er 1998 mit Real Madrid schon gezeigt. Und auch damals gewann er den Titel kurz bevor er Real verlassen musste. Eine ähnliche Situation wie ja auch jetzt bei den Bayern. Vor seinem Abgang gelang ihm aber eben das Ausschlaggebende für diese Erfolgssaison der Bayern: Er hat es geschafft aus vielen guten Einzelspielern endlich ein richtiges Team zu formen, hat den FC Bayern als Mannschaft auf den Erfolg  getrimmt. Allerdings ohne selbst teil der Mannschaft zu sein. Er gilt eben eher als der Beobachter- und Lehrertyp. Ganz im Gegensatz zu seinem deutlich jüngeren Kontrahenten Klopp.

Klopp steht für Emotionen, für Charisma. Für mich ist er ein richtiger Motivationsguru. Er begegnet seinen Spieler stets auf Augenhöhe und ist damit nicht über ihnen, sondern Teil des Teams. Er brennt für sie, sie brennen für ihn und zusammen brennen sie für ihren ersten gemeinsam internationalen Titel. Klopp ist eben der Kumpeltyp und wirkt dabei echt. Das ist das was die Leute so an Klopp schätzen. Nichts wirkt gespielt. Weder seine Freundschaft zu den Spielern, noch seine Bescheidenheit, genauso wie seine Wutausbrüche. Klopp steht für volle Leidenschaft, auch wenn es hin und wieder mal ein Prozent zu viel ist. Und genau das Prozentchen, was bei Heynckes wiederum fehlt.

Hier trifft eben die alte Schule auf die neue Schule. Einer, der in der Vergangenheit schon vieles erreicht hat auf einen, der in der Zukunft noch genauso viel erreichen kann.

Chris: Was für ein Spiel dürfen wir deiner Experteneinschätzung nach erwarten? Werden beide Mannschaften zunächst einmal abtastend spielen, um nicht ein frühes Gegentor zu kassieren oder werden beide direkt mit offenem Visier ein Feuerwerk abbrennen?

Steffi: Dieses Duell wird hoffentlich spannender als das Pokalviertelfinale. Das war mir alles zu vorsichtig, zu abtastend. Ich will sehen, dass beide diesen Titel wirklich wollen und dafür kämpfen. Demnach hoffe ich von der ersten Sekunde auf ein Feuerwerk. Beide Teams wissen, dass die ganze Fußballwelt einiges von ihnen erwartet und dass sie den Fußballfans da draußen auch ein heißes Duell schulden.

Chris: Das Finale findet im ehrwürdigen Wembley Stadion statt. Ein legendäres Stadion, welches vielen Fußballern und Fans direkt ein Funkeln in die Augen zaubert. Viele Engländer hätten vermutlich gerne zumindest eines ihrer Teams im Finale gesehen – insbesondere wenn man bedenkt, dass der englische Verband dieses Jahr ihr 150. Jubiläum feiert. Was glaubst du, wie sehr es die Engländer “wurmt”, gerade in so einem Jahr, im eigenen Nationalstadion zwei deutsche Teams um die europäische Krone im Vereinsfußball kämpfen zu sehen?

Steffi: Ich glaube, dieses deutsche Finale spaltet England genauso wie Deutschland, wenn auch auf eine etwas andere Art und Weise. Die Deutschen schwanken zwischen Dortmund und den Bayern. Die Engländer schwanken zwischen Hass und Liebe für den deutschen Fußball. Zum einen sind sie auf jeden Fall gewurmt von diesem Bild – zwei deutsche Teams auf Wembley – und gleichzeitig überrascht vom neuen deutschen Charme. Ich wette dieses deutsche Champions League Finale wird genau wie kein Deutscher, auch kein Engländer verpassen. Denn sie wissen ganz genau: Am Samstag könnten sie das längste Elferschießen der Fußballgeschichte miterleben. (lacht)

Chris: Wo wirst du dir vermutlich das Champions League Final  anschauen? Bist du in London direkt dabei oder wird man dich im Rahmen der Berichterstattung aus München bewundern können?

Steffi: Nur zu gern wäre ich vor Ort dabei. Aber da hat mir die Verwandtschaft einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ausgerechnet am 25. Mai bin ich auf einer Hochzeit eingeladen und muss das Spiel dann da anschauen. Trotzdem wird das sicher ein toller Tag und soviel kann ich verraten: Mein Kleid könnte Dank der Farbe erahnen lassen, wem ich die Daumen drücke.

Chris: Und nun Butter bei die Fische: Wer gewinnt das UEFA Champions League Final in Wembley?

Steffi: Ich bin echt abergläublich und habe heute mal wieder diesen Vergleich mit 1997 gelesen. Das lässt einen ja fast an Magie oder Hexerei glauben. Deutscher Meister Bayern, italienischer Meister Juve, portugiesischer Meister Porto, englischer Meister Manchester United, Aufsteiger Hertha, Absteiger Fortuna, ein Bundesliga-Torschützenkönig aus Leverkusen, doppelte BVB-Meisterschaft in den zwei Jahren vor dem CL-Finale, Steuerskandal um einen Sportfunktionär… Demnach wird Lautern noch aufsteigen, Stuttgart Pokalsieger und der BVB die Champions League gewinnen.

Vielleicht ist das auch totaler Schwachsinn. Diese Fakten sind so unfassbar, dass man eigentlich glauben müsste, so was kann nicht zweimal passieren.  Ich aber denke, die Geschichte könnte sich wiederholen.

Chris: Kann ich dir ein Ergebnistipp entlocken?

Steffi: Auch wenn das alle gerne sehen wollen würden, ich denke nicht, dass es in ein Elferschießen geht. Ich denke die Dortmunder gewinnen mit 2:1 nach Verlängerung.

Chris: Steffi, vielen Dank für das Interview und deine interessanten Einschätzungen zum deutschen Champions League Finale! Ich wünsche dir viel Spaß am 25. Mai und ich freue mich auf unser nächstes Mal!

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